Nachdem Prof. Kummer vor drei Jahren im Bildhäuser Hof sein Buch vorstellte, lud Ihn die Kirchengemeinde heuer erneut ein, um in einem Vortrag die oft verkannte Einzigartigkeit des Gebäudes herauszustellen. Von außen betrachtet erscheint die Kirche zwar mächtig über dem oberen Marktplatz zu thronen, doch dass Sie eines der bedeutenden Bauwerke des Frühklassizismus in Europa ist, erschließt sich dem Besucher erst nach Betreten des Innenraumes. Wie Prof Kummer herausstellte, ist die Kirche von außen vermutlich nie fertig gestellt worden, lässt sich nach Studien der Akten doch vermuten, dass der Architekt Alois Geigel eine verputzte und farblich gestaltete Außenfassade geplant hatte. Die Geldnot der Gemeinde nach Fertigstellung der Kirche im Jahre 1834 ließ diesen Schritt aber nicht zu.
Doch vorangegangen waren seit dem Abbruch der vorhergehenden Kirche im Jahre 1793 turbulente 40 Jahre. Der frühe Tod des Architekten Heinrich Alois Geigel im Jahr 1798, mangelhafte Kostenschätzungen, Misswirtschaft bei den Verantwortlichen vor Ort und nicht zuletzt auch die politisch instabilen Verhältnisse der damaligen Zeit führten zu dieser langen Zeit der Fertigstellung. Die eigentliche Bauzeit betrug lediglich sechs Jahre und König Ludwig I. selbst ermöglichte nach mehreren Bittbriefen der Neustädter die Fertigstellung des Bauwerkes. Die Kirchengemeinde selbst war nach vier Jahren Bauzeit, vor Fertigstellung des Daches, zahlungsunfähig geworden. Nur dem großen Engagement des damaligen Gebietsreferenten der Diözese Würzburg, Geistl.Rat Philipp Valentin Franz Werner verdankten die Neustädter die Fertigstellung des Daches im Jahre 1801.
Betritt der Besucher den Innenraum, erwartet Ihn nach Prof. Kummer ein imposanter Baukörper. Geprägt durch die Säulen (Kolonaden), die das Hauptschiff und die beiden kleinen Seitenschiffe trennen, sowie das große Monoptoros, das den Altarraum umrahmt. Die Erhabenheit des Gebäudes wird vor allem dadurch ausgedrückt, dass die Säulen vom Boden bis zur Decke reichen. Mit Ihren gut 11 Metern Höhe wirken sie auf den Betrachter aufstrebend und herausragend. Zu finden sind solche Säulen sonst nur bei antik römischen oder griechischen Bauwerken. Darüber hinaus ist der Innenraum schlicht, ohne Schmuck und Farbe gehalten und wirkt somit majestätisch ruhig. Unüblich für die Epoche des Klassizismus ist die bemerkenswerte Lichtdurchflutung des Raumes. Diese Elemente verleihen der Pfarrkirche die herausragende Rolle bei den Kirchenbauten des Frühklassizismus in Europa. Der kurzweilige Vortrag Prof Kummers hat dies bei den Zuhörern sehr anschaulich verdeutlicht und der Ein oder Andere wird seine Kirche künftig mit anderen Augen betreten.
Im Anschluss konnten die Zuhörer, unter denen auch Bad Neustadts Bürgermeister Bruno Altrichter und die Kulurreferentin der Stadt, Frau Anne Zeisner waren, Fragen an Prof. Kummer und Pfarrer Dr. Krefft stellen. Neben Fragen zur Kunstgeschichte wurde auch die geplante Umgestaltung des Innenraumes mit den vorher gewonnenen Erkenntnissen kritisch hinterfragt. Aber sowohl Herr Prof. Kummer, als auch Herr Pfarrer Dr. Krefft konnten beruhigen und hoben unisono die Erhaltung und Achtung des wertvollen Baukörpers ganz im Sinne des Architekten Alois Geigel als oberste Maxime bei allen künftigen Planungen hervor. Die Kirchengemeinde wird hier in enger Abstimmung mit der Bauabteilung und der Kunstkommission der Diözese Würzburg und auch mit Prof. Kummer die nächsten Schritte, - die in einem aktuellen Flyer unter dem Motto „Ein Raum für Dich“ dargestellt werden - angehen.
Wer mehr über die bewegte Historie der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt wissen möchte, dem sei das Buch von Prof. Kummer aus dem Jahre 2013 „ Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt Bad Neustadt- ein erhabenes Gebäude“ empfohlen. Im Frühjahr des kommenden Jahres wird Herr Prof Kummer eine überarbeitete Studienausgabe herausbringen.