PG Bad Neustadt
Jahr für Jahr lädt die Pfarrei St. Konrad (Bad Neustadt-Gartenstadt) immer am 3. Oktober zur Dank- und Friedenswallfahrt auf den Kreuzberg ein. Trotz Regen und höchst ungemütlicher Witterung waren auch in diesem Jahr wieder über 60 Wallfahrer mit Diakon Wolfgang Dömling unterwegs.

Der Regen hielt sie nicht davon ab, sich ihrem Ziel dem Keuzberg zu nähern. Los ging es in den frühen Morgenstunden in der Gartenstadt. Über Leutershausen führte der Weg nach Windhausen und Burgwallbach. Über das Neustädter Haus wurde schließlich das Ziel der Dank- und Friedenswallfahrt, der Heilige Berg der Franken erreicht. Vorangetragen wurde in Kreuz mit dem Draht des ehemaligen DDR Grenzzaunes und einem Bild der Gottesmutter.

 

„Der 3. Oktober ist der Tag der Deutschen Einheit und damit der für Gesamtdeutschland wichtigste Feiertag“, sagte Dekan Dr. Andreas Krefft zu Beginn des Dank- und Friedensgottesdienstes. „Die DDR hörte am 3. Oktober 1990 auf zu existieren. Dies war nicht nur eine Wende für Deutschland, dies war das Ende des Kalten Krieges und Europa ist zusammen gewachsen. Nach 45 Jahren der Trennung war die staatliche Einheit Deutschlands wieder hergestellt.“ Seit 1990 leben die Deutschen in Ost und West wieder in einem gemeinsamen Staat, vieles sei in dieser Zeit gemeinsam erreicht und manches konnte übereinander gelernt werden, zitierte Dekan Krefft Bundespräsident Horst Köhler und dennoch zeige die aktuelle Situation deutlich, dass noch vieles zu tun übrig bleibe und noch viel zu lernen sei.

 

Doch zunächst schaute Dekan Dr. Krefft zurück. Noch immer mute ihn die Wiedervereinigung wie ein Wunder an. „Manchmal staune ich noch immer darüber. Kaum einer hat die Deutsche Einheit vor 1989 so richtig für möglich gehalten. Und dann kam der Herbst 89 und der 3. Oktober 1990. Für mich ist das ein Wunder und ein großes Glück.“ Es sei ein guter Grund Gott zu danken. „Ich glaube auch, er hatte seine Finger mit im Spiel, als damals 1989 auf wundersame Weise die Revolution friedlich verlaufen ist.“

 

Gott heute für die Einheit danken, heiße aber auch, ihn darum bitten, dass diese Einheit immer noch weiter wachse, hin zu einem friedlichen und wirklich geeinten Land - in all seine Vielfalt. „Wir sind ein Land voller Unterschiede und Vielfalt.“ Nord und Süd, Ost und West, Stadt und Land, Einheimische und Zugezogene, unterschiedliche Weltanschauungen und Religionen - das alles gehöre zu Deutschland. „Wir leben in einem Land der Deutschen Einheit und der Deutschen Vielfalt.“ Das sei nicht immer ganz einfach. Gerade in den vergangenen Monaten sei deutlich geworden, dass nicht wenige Deutsche Probleme mit der Vielfalt im Land haben. „Sie haben Vorbehalte gegenüber Migranten, Flüchtlingen, gegenüber Juden oder Muslimen. Und selbst mancher fromme Katholik fühle ein Misstrauen gegenüber dem Islam. Bedroht der nicht unser Abendland? Mancher, der sich empört über zu wenig Religionsfreiheit in muslimischen Ländern, möchte hier in Deutschland lieber keine Moschee sehen.“ Durch Zufall war er in Dresden während einer Pegida Demonstration. „Da kann man Angst bekommen.“ Aber es gebe auch andere Bewegungen: „Viele Zehntausend haben demonstriert für ein buntes Deutschland. Sie haben sich gegen Ausländerfeindlichkeit und Islamfeindlichkeit ausgesprochen und für ein friedliches Leben miteinander.“

 

Dekan Dr. Krefft berichtete von seinen Besuchen bei muslimischen Familien in Bad Neustadt. Stets sei er herzlich aufgenommen worden. Er dankte auch Bürgermeister Bruno Altrichter, der ebenfalls zu den Wallfahrern gehörte, für das was in Bad Neustadt geleistet werde, um den geflüchteten Menschen ein zu Hause zu geben. „An vielen Orten und in vielen unserer Kirchengemeinden ist eine große Solidarität mit den Flüchtlingen gewachsen. Er sprach von einer Willkommenskultur, die Fremde nicht ausgrenze oder angreife. „Unsere christliche Kultur ist die des Willkommens und der Nächstenliebe.“

 

Schließlich schaute Dekan Dr. Krefft noch einmal zurück. Ein Jahr zum 3. Oktober 2015. Vor einem Jahr sprach er über die Situation in der Ukraine und den zunehmenden Spannungen zwischen Russland und der NATO. Und dann kam am 14. November die Horrornacht von Paris mit 130 Toten und 352 Verletzten. Im März diesen Jahres die Terroranschläge in Brüssel und vor noch nicht allzu langer Zeit der Amoklauf in München. Nicht vergessen werden dürfe die aktuelle Situation in Aleppo in Syrien. „Die Bitte nach Frieden ist aktueller wie nie zuvor. Frieden ist keine Selbstverständlichkeit, um Frieden muss man sich bemühen und etwas dafür tun“, sagte Dekan Dr. Krefft und danke den Gartenstädtern, dass sie ihre Wallfahrt Jahr für Jahr unter genau diesen Aspekt stellen.

 

 

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